Erinnerung, die nie vergeht – Anita Lasker-Wallfisch zu Gast am RSG
LAsker-Wallfisch

“Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden.” Elie Wiesel

Es war still in der Aula am 29. Januar, obwohl mit den Klassen der Jg. 9 und der gesamten Oberstufe die Aula bis auf den letzten Platz gefüllt war. Alle konzentrierten sich auf die Worte der 91 Jahre alten Frau auf der Bühne, die unvorstellbares Leid und horrende Angst erleben musste und nur dank eines Cellos überlebte. Frau Anita Lasker-Wallfisch berichtete uns am RSG davon, damit wir „die Wahrheit erben“, wie der Titel ihrer verschriftlichen Erinnerungen ist. Nach einer Lesung aus ihrem Buch nutzten die Schülerinnen und Schüler reihenweise die Möglichkeit für Fragen.

Frau Lasker-Wallfisch gelang es durch ihre beeindruckende Offenheit und Direktheit zu zeigen, wie ihr Leben und ihre Umgebung in Breslau mit der Herrschaft der Nationalsozialisten sich veränderten und das Leben der Familie zerstörte. Ihre Eltern wurden im April 1942 deportiert und ermordet, ihrer ältesten Schwester gelang vorher die Auswanderung nach England.

Anita Lasker-Wallfisch wurde im Dezember 1943 nach Auschwitz deportiert. Als verurteilte Passfälscherin wurde sie mit einem Gefangenentransport in das Lager gebracht und entging so der bei Sammeltransporten mit Juden üblichen Massenselektion, bei der die meisten der weiblichen Ankommenden sofort in die Gaskammern geschickt und ermordet wurden. Unmittelbar nach ihrer Ankunft erwähnte die 18-jährige Anita eher zufällig, dass sie Cello spiele. – Ihre Rettung! Ein Cello wurde dringend gebraucht in der Lagerkapelle und dies brachte sie überhaupt in die Lage Ausschwitz zu überleben. Befreit wurde sie schließlich in Bergen-Belsen.
Besonders in Erinnerung blieb vielen Schülerinnen und Schülern z. B. auch das Ereignis, wie Frau Lasker-Wallfisch und ihre jüngere Schwester sich in Ausschwitz über einen Tintenfleck auf ehemaligen Schuhen Lasker-Wallfischs wiederfanden.
Das Cello legte sie nie aus der Hand, es bestimmte weiter das Leben von ihr und auch ihrer Familie. Deutschland wollte sie nie wieder besuchen, ja sie hätte Deutschland gehasst, jedoch habe sie längst das Wort Hass aus ihrem Vokabular gestrichen. „Mit Hass vergiftet man sich nur selbst.“

Vertieft wurden die Eindrücke noch durch die anschließende Fragerunde, die unsere Schülerinnen und Schüler intensiv nutzten. In dieser betonte Frau Lasker-Wallfisch, was sie der jungen Generation mitgeben will: „Niemand ist mit einem Etikett wie Übermensch oder Untermensch auf die Welt gekommen. Die Etiketten haben wir erfunden.“

Nach gut zwei Stunden intensiven Zuhörens und Fragen verließen sichtlich bewegte und nachdenkliche Schülerinnen und Schüler die Aula.

Vielen Dank, Frau Lasker-Wallfisch, dass Sie uns die Chance gegeben haben, Ihr Zeuge zu werden! Ebenfalls gilt unser Dank der Buchhandlung Böttger Bonn und Frau Witte für die Organisation der Veranstaltung, dem Förderverein für die finanzielle Unterstützung sowie Frau Kemper für die Fotos.

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