Vom 12. bis zum 15. Juni 2018 nahmen zwei Schülerinnen der Q2 (Julia, Antonia) zusammen mit Frau Miebach an der 28. „Lernstatt Demokratie“ in Hamburg teil, welche Abschluss der jährlichen Ausschreibung „Demokratisch Handeln“ ist, bei der Schulprojekte ausgezeichnet werden.
Qualifiziert für die Teilnahme hat sich unserer Schule mit dem Projekt „Hand in Hand für eine bessere Zukunft/ Schulen für Afrika“, welches den Bau einer High-School in Ghana seit 2013 unterstützt. Durch die alljährliche Spendensammlung, an der sich ein Großteil der Schüler des RSG beteiligen, und den Projektkurs in der Oberstufe konnten in den vergangenen Jahren insgesamt über 60 000 Euro für dieses Projekt gesammelt werden. Die Gruppe, die nach Hamburg reiste, war ebenfalls Teil der Ghana-Fahrt im Sommer 2017.
Der Wettbewerb „Demokratisch Handeln“ wird seit 1990 für alle allgemeinbildenden Schulen in Deutschland ausgeschrieben. Mit der Aufforderung „Gesagt! Getan“ werden Beispiele für Demokratie in der Schule gesucht. Mit der „Lernstatt Demokratie“ werden die Projekte öffentlich bekannt gemacht, sie erhalten Anerkennung und erarbeiten gemeinsam Impulse zur Weiterführung der demokratischen Schulentwicklung.
Durch den WDR-Beitrag über unsere Ghana-Fahrt wurde man auf unser Projekt aufmerksam und wies uns auf den Wettbewerb hin, bei dessen Ausschreibung wir schließlich teilnahmen. Von 227 eingegangenen Bewerbungen wurden in diesem Jahr 65 demokratische Schulprojekte nach Hamburg in die Räumlichkeiten des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung eingeladen – darunter das Rhein-Sieg-Gymnasium als eine der Preisträgerschulen.
Der erste Tag:
Nachdem wir am Dienstag zur Mittagszeit im Landesinstitut in Hamburg angekommen sind bauten wir zuerst unsere Projekt-Ausstellung auf und wurden anschließend in der Aula des Gebäudes empfangen. Die Begrüßung beinhaltete einige Reden und Live-Musik einer Schülerband aus Hamburg. Daraufhin stand der Austausch mit den anderen Gruppen an. In dieser Phase stellten wir den anderen Schülern und Lehrern unser Projekt vor und erhielten im Gegenzug viele neue Informationen darüber, wie Demokratie an anderen Schule umgesetzt wird.
Der Tag nahm dann abschließend sein Ende in einer zweistündigen Hafenrundfahrt, in der man sich in gemütlicher Atmosphäre weiter mit den anderen Teilnehmern austauschen konnten.
Der zweite Tag:
Am Mittwoch war das Programm gefüllt mit verschiedenen Workshops.
Von den über 40 zu Verfügung stehenden Workshops, die sich auf verschiedenster Weise mit dem Thema Demokratie auseinander setzten, suchten wir uns den Workshop „Barrierefreiheit in der Großstadt“ aus.
Dort nahmen wir einen Perspektivwechsel vor und konnten, auf eine natürlich abgeschwächte Weise, erleben, mit welchen Schwierigkeiten der Alltag von Menschen mit einer Behinderung verbunden ist. Wir begannen damit, uns mit Langstöcken auseinanderzusetzen, mit denen sich blinde Menschen orientieren können. Mit verdeckten Augen versuchten wir uns zunächst auf einem Parkplatz damit zurecht zu finden. Dies erwies sich als schwierig, da die meisten Menschen alle Umwelteindrücke verstärkt mit ihren Augen wahrnehmen und die anderen Sinne zur Orientierung kaum in Anspruch nehmen. Selbst für eine kurze Strecke die wir „blind“ zurücklegten, war also viel Konzentration gefragt. Als nächstes lernten wir den Rollstuhl kennen und stellten die Fragen- „Wie genau ist ein Rollstuhl aufgebaut?“ „Worauf müssen wir im Umgang damit achten?“ und „Wie verhalten wir uns als Menschen ohne Behinderung, wenn wir für einige Zeit die Perspektive eines Menschen mit körperlicher Behinderung einnehmen?“. Nachdem wir herausstellten, dass ein respektvoller Umgang zu unseren Mitmenschen sehr wichtig ist und dass man nicht einfach aus dem Rollstuhl aufstehen soll, da es verständlicherweise die Mitmenschen verärgern könnte, ging es in Vierergruppen los in die Innenstadt. Dabei war es uns sehr wichtig, dass wir das alles sehr ernst nehmen, denn wir wollten auf keinen Fall Behinderungen ins Lächerliche ziehen, sondern wir wollten besser verstehen mit welchen Problemen Menschen mit Behinderungen alltäglich konfrontiert werden und wie man dabei helfen kann Ihren Alltag ein wenig zu erleichtern.
In Hamburg sind barrierefreie Bahnstationen auf der Bahnkarte gekennzeichnet sind, was es uns erleichterte zu einer Bahnstation mit einem Aufzug zu kommen, ohne einen riesigen Umweg gehen zu müssen. Wir waren uns jedoch auch der Tatsache bewusst, dass nicht jede Bahnstation barrierefrei ist was für Menschen mit einer Behinderung mit großen Mühen und Umwegen verbunden ist. Es gab zum Glück Menschen, die geholfen haben, zum Beispiel in die Bahn einzusteigen, und Rücksicht nahmen. Viele Menschen waren jedoch stets auf sich und ihr Smartphone konzentriert. Durch häufiges Anstarren bekommt man zudem nicht das Gefühl, dass man als Mensch mit einer Behinderung „normal“ ist. Insgesamt bekamen wir jedoch den Eindruck, dass Hamburg im Gegensatz zu anderen Großstädten sehr Barrierefrei ist, man aber trotzdem noch viel ändern muss, um einen Alltag für Menschen mit Behinderung zu schaffen, der nicht von Komplikationen der Zugänglichkeit betroffen ist. In einer abschließenden Runde stellten wir im Bezug auf Schule und Demokratie in Schule heraus, wie wichtig die Barrierefreiheit vor allem dort ist und dass jedem der Zugang in einer Schule gewährleistet werden soll.
Auch wenn Schulen und Städte immer noch nicht wirklich Barrierefrei sind, stellten wir vor allem fest, dass der erste Schritt bei uns Menschen liegt, in der Art, wie wir miteinander umgehen, denn mit Respekt und Empathie kann auch schon ein wenig Barrierefreiheit geschaffen werden.
Der dritte Tag:
Am Donnerstag beschäftigten wir uns hauptsächlich mit dem eigentlichen Thema der Lernstatt: „Demokratie entert Schule“.
Hier zu werteten wir unsere Ergebnisse und Eindrücke der vorherigen Tage aus und entwickelten daraus Forderungen dazu, was an Schule geändert werden muss. Wir setzten uns in Kleingruppen zusammen und sprachen darüber, was wir uns für eine Veränderung an Schulen im allgemeinen Wünschen. Dabei stellte sich heraus, dass vielen einheitlich anerkannte Schulabschlüsse wichtig sind, sowie mehr Zeit, um sich mit wichtigen Themen wie Politik, Sexismus, Umwelt etc. auseinanderzusetzen, da dieses im normalen Schulalltag sehr oft zu kurz kommt.
Um dieses Umzusetzen wurden zum Beispiel Projekttage gefordert. Ein weiteres wichtiges Anliegen der Schüler war auch über Möglichkeiten der Partizipation an Schule und Schulentwicklung und die Rechte von Schülern aufgeklärt zu werden. Man hört häufig immer nur „Das geht nicht.“ „Das dürft ihr nicht.“ Aber was dürfen wir denn eigentlich? Und wo können wir mitwirken?
Diese und viele weitere Forderungen wurden aufgestellt, um sie dann am folgenden Tag der Politik vorzustellen.
Am Abend war ein Kabarettist zu Gast, der sich auf lustige Weise mit Themen wie Alltagsrassismus auseinandersetzte, sowie die inklusive Hamburger Band „Barner 17“, in der Menschen mit und ohne Behinderung zusammen tolle Musik spielten.
Der letzte Tag:
Am Freitag, dem letzten Tag dieser erlebnisreichen Woche, ging es in das Hamburger Rathaus.
Dort wurden wir mit einigen Reden von Politikern empfangen und wir konnten diese mit unseren Forderungen für eine bessere und demokratischere Schule konfrontieren, welche wir bereits am Vortag vorbereitet hatten. Daraufhin wurde jede der 65 Projektgruppen mit einer Urkunde für ihr Engagement geehrt. Noch einmal so eine Anerkennung zu bekommen war natürlich schön, zeigte uns aber auch noch einmal wie wichtig unser Projekt und die Arbeit daran ist und dass sich die Zeit und der Aufwand immer lohnt. Mit anschließendem Ausklang der Veranstaltung durch einen Getränkeempfang gingen somit ein paar schöne und lehrreiche Tage zu Ende.
(Text: Julia Borgardt, Antonia Spielmann Q2)
Weitere Eindrücke aus den vier Tagen finden Sie hier: https://www.flickr.com/photos/151704314@N02/
Unseren Reise-Blog zur Ghana-Fahrt 2017 finden Sie hier: www.rsg-in-ghana-2017.jimdo.com