Zickenterror hoch Fünf auf der Bühne
Standing Ovations für den Literaturkurs des Rhein-Sieg-Gymnasiums (RSG)
Was passiert, wenn in einer Stadt 30.000 Frauen und nur 10.000 Männer leben? Klar, es entbrennt ein ausdauernder Kampf der Frauen um die wenigen, begehrten Männer. Konkurrenzkampf, Liebeskummer sowie die Angst den Geliebten zu verlieren oder erst gar nicht zu bekommen und damit unverheiratet zu bleiben bestimmen die Handlungen von fünf Frauen in der Komödie „Viel Lärm in Chiozza“ von Carlo Goldoni (18. Jh.). Doch am Ende bekommt doch jede den Mann ihrer Träume bzw. ist „unter der Haube“.
Zweimal, am 4. und 6. Juni 2007, strapazierten die hochmotivierten Mitglieder des 12er-Literaturkurses am RSG mit dieser Komödie die Lachmuskeln der zahlreich erschienen Zuschauer und bekamen, neben häufigem Szenenapplaus zum Dank minutenlangen Beifall am Ende. Auch während der Aufführung selbst waren einige Sprechpausen nötig, um das durch Lachen geschüttelte Publikum zur Ruhe kommen zu lassen.
Und die Motivation reichte weit: Selbst ein kurz vor der Aufführung durch einen Bänderriss verletzter Schüler ließ es sich nicht nehmen, seine Rolle mit Krücken auszufüllen und auf der Bühne zu stehen. Jeder einzelne Schauspieler hatte sich so gut auf seine Rolle vorbereitet und diese trainiert, dass es schwer fällt, einen Einzelnen lobend aus der großen Menge der Guten hervorzuheben – zumal in der hier gezeigten Adaption der Komödie keine wirkliche Hauptrolle existierte, sondern die Textanteile relativ gleich verteilt waren.
In „Viel Lärm in Chiozza“ dürfen die Schauspieler nicht zurückhaltend sein, sondern müssen sich anbrüllen, an den Haaren ziehen, kreischen, sich lautstark beschimpfen und somit alle lauten Töne des menschlichen Umgangs miteinander beherrschen und darstellen können. Die Schauspieler-Truppe setze diese Gefühlsausbrüche mit der dazu erforderlichen Gestik und körperlichen Präsenz perfekt um! Die Verinnerlichung der einzelnen Rolle ging dabei so weit, dass selbst kleinere Verletzungen auf der Bühne durch umherfliegende Requisiten billigend in Kauf genommen wurden. Schüler, die im täglichen Leben eher zurückhaltend sind, gingen in dieser Aufführung so sehr aus sich heraus, dass man sie kaum wiedererkannte. Dank des betreuenden Lehrerteams, Tanja Beeck und Hawe Kemen, waren die Figuren des Stückes so passgenau besetzt und die Darstellung von menschlichen Gefühlsausbrüchen so gut trainiert, dass man als Zuschauer für rund zwei Stunden in eine andere Welt eintauchen konnte.
Auch das gut durchdachte Bühnenbild muss erwähnt werden, weil es an manchen Stellen überraschend simpel, aber extrem wirkungsvoll war. So wurde bei dem Auftritt der gehobenen Gesellschaft in Abgrenzung zu den einfachen Fischern ein roter Teppich ausgerollt, der die Distanz zwischen den Gesellschaftsschichten unterstrich. In einer Szene wurde dieser Effekt noch verstärkt, indem der rote Teppich nicht einfach liegen blieb, sondern von den Requisiteurinnen gleichzeitig aus- und eingerollt wurde, sodass die Gesellschaft wie auf einem Laufband – leichtfüßig und oberflächlich – die Bühne überquerte.
DANKE – Literaturkurs 2006/2007 – für diese schönen Abende! Wir wissen, dass die Vorbereitung nicht nur bei den Proben etlichen Schweiß und viele freie Tage gekostet hat, sondern auch die vielfältig neu entstandenen Textteile viel Mühe gemacht haben müssen. Das Ergebnis hat Akteure und Zuschauer für den Aufwand belohnt.